Es gibt zahlreiche Studien, die einen Zusammenhang zwischen Darmbakterien und der menschlichen Gesundheit herstellen. Die moderne westliche Ernährung und die breite Verfügbarkeit von Antibiotika haben die Anzahl und Vielfalt der Bakterien, die in unserem Magen-Darm-Trakt leben, verändert, was anscheinend schlechte Auswirkungen auf die allgemeine Gesundheit hat. Überraschenderweise ist sogar unser Immunsystem von dieser globalen Verschiebung der Darmflora betroffen. Laut einer neuen Studie schützen Darmbakterien vor Sepsis und anderen schweren Infektionen, indem sie mit einem wichtigen Immunprotein namens IgA interagieren.
Infektionskrankheit: Eine globale Gefahr
Viele Menschen glauben, dass Infektionskrankheiten in der modernen Welt ein rückläufiges Thema sind. Mit dem Aufkommen von antimikrobiellen Behandlungen, Impfprogrammen und modernen Sanitäreinrichtungen sind Infektionskrankheiten in den meisten Teilen der Welt weitaus seltener geworden.
Infektionskrankheiten stellen jedoch nach wie vor ein erhebliches Risiko dar. In den Entwicklungsländern bleiben viele Menschen weiterhin dem Risiko ausgesetzt, sich eine tödliche mikrobielle Infektion einzufangen. Darüber hinaus sind aber auch in den Industrieländern Kleinkinder, ältere Menschen und immungeschwächte Menschen gefährdet. Und schließlich werden viele krankheitserregende Bakterien resistent gegen Antibiotika und andere Behandlungen, was zu einer Zunahme tödlicher Infektionen führt.
Trotz dieser Herausforderungen gibt es immer noch eine wichtige Verteidigungslinie gegen Infektionskrankheiten: ein gesundes Immunsystem. Unser Körper verfügt über ein kompliziertes System von Zellen und Proteinen, die krankheitsverursachende Bakterien und Viren aufspüren und angreifen. Neuen Forschungsergebnissen zufolge spielen unsere Darmbakterien bei der Unterstützung eines gesunden Immunsystems eine wichtige Rolle.
Darmbakterien und Immunsystem
Obwohl es den meisten Menschen nicht bewusst ist, können unsere Darmbakterien – und damit unsere Ernährung – weitreichende Auswirkungen auf das Immunsystem haben. Bestimmte Arten von Darmbakterien, die immer häufiger vorkommen, können Entzündungen im Magen-Darm-Trakt verursachen, die schließlich zu Dickdarmkrebs führen können. Darüber hinaus sind aber bestimmte Arten von Darmbakterien in der Lage, tatsächlich vor Entzündungen und Krankheiten zu schützen.
Die meisten Forschungsarbeiten über Darmbakterien und das Immunsystem haben sich auf die Wechselwirkung zwischen unserer Flora und der Immunaktivität im Magen-Darm-Trakt konzentriert. Eine neue Gruppe von Studien legt jedoch nahe, dass auch unser Immunsystem als Ganzes betroffen sein könnte. Ihr Risiko für Infektionen in der Lunge, im Blutkreislauf und in anderen Bereichen des Körpers kann davon beeinflusst werden, was Sie essen und wie dies Ihre Darmflora beeinflusst.
Wie einige Darmbakterien vor Sepsis schützen
Eine aktuelle Studie untersuchte Säuglinge mit hohem Sepsis-Risiko, einem gefährlichen und potenziell tödlichen Zustand, bei dem die Blutbahn mit pathogenen Bakterien infiziert ist. Eine Gruppe von Säuglingen erhielt ein synbiotisches Ergänzungsmittel, das sowohl probiotische Bakterien als auch die für die Ernährung notwendigen präbiotischen Lebensmittel enthielt, während die andere Gruppe das Ergänzungsmittel nicht erhielt. Die Säuglinge, die das synbiotische Präparat bekamen, verzeichneten eine 40-prozentige Reduktion von Sepsis und sepsisbedingten Todesfällen.
Wie kann die Darmflora die Chance auf eine Blutinfektion beeinflussen? Eine andere Untersuchung, diesmal an Mäusen, fand heraus, dass Mäuse resistenter gegen Sepsis waren, wenn sie eine große Anzahl einer Spezies namens Proteobacteria enthielten. Tatsächlich stiegen ihre Blutspiegel von IgA, einem wichtigen Immunglobulin, an, wenn sie Ergänzungspräparate mit dieser Bakterienart einnahmen. Das ist von besonderer Bedeutung, denn IgA ist entscheidend für die Bekämpfung der bakteriellen Sepsis.
Auf der anderen Seite kann ein falsches Gleichgewicht der GI-Flora zu Krankheiten und sogar zum Tod beitragen. Mäuse, die eine große Anzahl pathogener Bakterien in ihrem Darm hatten, wiesen mehr Entzündungen auf, auch in Bereichen des Körpers außerhalb des Darms. Außerdem befanden sich diese krankheitserregenden Bakterien wahrscheinlich in ihren Lingen und in der Blutbahn, was sowohl zu Sepsis als auch zu akuter Atemnot beitrug.
Die Wichtigkeit von Präbiotika und Probiotika
Offensichtlich ist es besonders wichtig, die Darmflora im Gleichgewicht zu halten. Allerdings kann dies in modernen industriellen Zivilisationen eine Herausforderung darstellen. Unsere Lebensmittel enthalten oft nicht die gesunden Bakterien, die wir für eine optimale Gesundheit benötigen. Dies ermöglicht es weniger nützlichen Bakterien, den Magen-Darm-Trakt zu übernehmen, was zu Entzündungen führt. Viele Menschen nehmen ein probiotisches Ergänzungsmittel ein oder bemühen sich, Lebensmittel zu essen, die reich an positiven gastrointestinalen Bakterien sind. Dies allein reicht aber möglicherweise nicht aus. Forscher und Mediziner empfehlen immer häufiger, zusätzlich ein Nahrungsergänzungsmittel mit Präbiotika einzunehmen. Präbiotika sind jene löslichen Ballaststoffe und andere Lebensmittel, die helfen, eine gesunde Magen-Darm-Flora zu ernähren, damit diese gut wachsen kann.
Es gibt eine große Anzahl von widersprüchlichen Informationen über eine gesunde Lebensweise. Die Forschung ist sich jedoch darüber im Klaren, dass die richtige Magen-Darm-Flora wichtig und sogar entscheidend für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden sein kann. Die Bakterien, die in unserem Darm leben, können Auswirkungen auf unser Immunsystem, unseren Blutkreislauf und sogar auf unsere geistige Gesundheit haben.